Interview mit Julian Jost, Gründer und CEO von Spacebase
“In Zukunft wird man in Meetings nicht nur effektiv arbeiten, sondern die Meetings müssen auch effektiv gefühlt werden können.“
Hi Julian, für alle die euch noch nicht kenne, stell doch bitte Spacebase kurz einmal vor.
Spacebase ist eine Online-Plattform zum Mieten und Vermieten von diversen Raumformaten, hauptsächlich von Meeting-, Workshop-, Seminar- und Eventräumen. Unser Portfolio setzt sich dabei vorwiegend aus außergewöhnlichen und einmaligen Raumangeboten von professionellen Privatanbietern zusammen – daneben gibt es aber natürlich auch eher klassische Raumkonzepte. Spacebase wurde 2015 gegründet und seit dem konnten wir bereits über 20 der Top30Dax-Unternehmen von unserem Service überzeugen und zu Stammkunden machen.
Ihr versteht euch als disruptive Innovatoren, wie ist das genau zu verstehen?
Die Meeting-Industrie ist eine sehr konservative Branche und war bisher noch wenig von der Digitalisierung betroffen. Durch Spacebase ist zumindest der deutsche Markt sehr in Bewegung gekommen. Unternehmen, Event-Planer und Selbstständige konnten bis vor kurzem nur die alteingesessenen und allseits bekannten Institutionen kontaktieren und für ihre Events buchen. Nun gibt es ein Vielfalt an Angeboten, die es vorher so nicht gab, da viele Immobilienbesitzer ihre Räume zu Meeting-Locations umbauen und bei uns inserieren. Das ist der große Gewinn der Sharing Economy – Angebote, die es so vorher nicht gab sind entstanden und die Preise verbessern sich stetig Richtung Kunde.
Die Portfolio-Entwicklung oder besser gesagt die Angebotsvielfalt, die durch die Plattform-Ökonomie vorangebracht wird ist dabei eine Sache, technische Innovationen eine weitere. Die Zukunft ist einfach geprägt durch Algorithmen, Bot-Assistenten und andere automatisierte Systeme und diese Zukunft bringen wir nun in die Meeting-Industrie.
Was ich bei euch sympathisch finde ist, dass ihr auch in Sachen Meeting richtig forscht. Was macht ihr da genau?
Wir sehen Meetings ganzheitlich und versuchen u.a. mit der experiMENTAL-Serie auf unterhaltsame Art neue Einsichten für die Optimierung von Workflows in Meetings zu erhalten. Besonders das Phänomen Kreativität, als den vielleicht wichtigsten Treiber bei produktiver Arbeit, versuchen wir dabei besser zu verstehen. Ganz konkret untersuchen wir bei experiMENTAL in Form von A/B-Tests, ob z.B. “Zumba tanzen” oder eher “Netflix gucken” zu kreativeren Höhenflügen führt oder wie es sich beispielsweise mit Alkohol verhält, also ob man z.B. “ganz nüchtern”, “ ein bisschen beschwipst” oder sogar “betrunken” bessere Ergebnisse hervorbringt.
Witzigerweise wurde eine sehr ähnliche Testreihe gerade von Professor Andrew Jarosz von der Mississippi State University unternommen – mit exakt denselben Ergebnissen wie bei unserer experiMENTAL-Studie. Vielleicht disruptieren wir gerade nicht nur die Meeting-Industrie, sondern mit experiMENTAL auch die Wissenschaft.
Die letzte Episode haben wir übrigens zusammen mit Lieferheld produziert und konnten dabei zusammen mit dem renommierten Kreativforscher Eliot Gattegno von der NYU Shanghai University zeigen, wie sich das Mittagessen auf die Produktivität und den kreativen Output auswirkt.
Das ist durchaus spannend, aber warum betreibt ihr den ganzen Aufwand? Letztendlich geht es bei euch doch nur darum Räume zu vermieten?
Ja, das ist natürlich richtig, aber die Meetings der Zukunft sehen anders aus. Funktionalität wird selbstverständlich immer eine große Rolle spielen, doch der kommende Entwicklungsschritt ist eine Art holistisches Designkonzept, in dem die klassische Design-Definition – form follows function– zu einem gefühlten Erlebnisraum komplettiert werden wird. Das heißt, dass Meetings in der Zukunft nicht nur technisch-operativ verstanden werden, sondern hinsichtlich ihrer Designsprache auch einen starken emotionalen Mehrwert liefern müssen. Oder anders gesagt: In Zukunft wird man in Meetings nicht nur effektiv arbeiten, sondern die Meetings müssen auch effektiv gefühlt werden können – und das am besten mit allen Sinnen. Das versuchen wir zumindest im Ansatz bereits mit der Auswahl unserer Meetingräume voranzubringen.
Warum ist dieser emotionale Aspekt so wichtig bei Meetings?
Das hängt wiederum stark mit den drastischen Veränderung in unserer Arbeitswelt zusammen. Durch die Digitalisierung und Automatisierung werden bald sehr viele repetitive Tätigkeiten wegfallen und von digitalen Agenten übernommen. Die kreative Arbeit wird dadurch stark aufgewertet und der langfristige Rückzugsort von arbeitenden Menschen sein, den Maschinen nicht einfach so kopieren können.
Jeder Raum hat eine Aura, die den Workflow oftmals nur unbewußt aber immer unmittelbar beeinflusst. In der Kreativitätsforschung ist der massive Einfluss den Räume auf Arbeitsprozesse bzw. auf die Kreativität haben, unbestritten. Denn: Eine atmosphärisch aufgeladene Arbeitsumgebung steigert nicht nur die Motivation und die Leistungsbereitschaft, sie führt auch zu neuen Ideen und einer erhöhten Kreativität und macht so Meetings erfolgreich.
Julian, danke für das Gespräch und viel Erfolg mit Spacebase!